Tuchgewöhnung#
In den ersten Trainingsstunden oder nach längeren Pausen sollten Aktive zuerst mit einigen Übungen an die im ersten Moment ungewohnte Wurfkraft und Nachgiebigkeit des Trampolins gewöhnt werden. Zu diesen Übungen gehören besonders solche, die das Abstoppen auf dem Trampolin erarbeiten. Das sichere Abstoppen ist unerlässlich, um etwa ein Herabfallen in gefährlichen Situation nahe der Rahmenabdeckung verhindern zu können. Weiterhin soll das Gleichgewicht geschult, sowie der Kraft- und Armeinsatz erlernt werden. Die aufgeführten Übungen sind ein Grundstock, mit dem sich bereits sehr gut arbeiten lässt. Der Kreativität der Trainer und Aktiven sind hier fast keine Grenze gesetzt.
Zu den wichtigsten Effekten auf dem Trampolin zählen:
Sprünge werden durch die Tuchwölbung zur Mitte, in Richtung des Kreuzes, geleitet
Überkorrekturen können sich potenzieren; daher sollte man vorsichtig korrigieren oder abstoppen. Erfahrene Trainer können demonstrieren, was passiert, nachdem man direkt vom Randbereich des Tuchs zurück aufs Kreuz springt
Ungleichgewichte wie z.B. Vorlage (etwa mit gesenktem Kopf aufs Tuch schauen) wirken sich auf die Sprungrichtung aus
Kräfte werden mit gewisser Höhe schwerer kontrollierbar, daher im Tuch immer weitgehend gestreckte Knie und sicherer breiter Stand (Schulterweite)
die Federkonstante des Trampolintuchs und das Gewicht des Aktiven geben einen Rhythmus vor, welcher bei der Koordination helfen können
Tipp
Die im Folgenden dick gedruckten Punkte eignen sich als Mindestsatz an Übungen. So ist das Wichtigste abgedeckt, während schneller Fortschritt und ein individuelles Nachjustieren mit mehr Zwischenschritten ermöglicht wird.
In der Regel wird es im Verein so sein, dass nur vereinzelt neue Aktive zu betreuen sind. In diesem Fall lohnt es sich nicht, den Geräteaufbau in irgendeiner Form zu verändern. Soll jedoch eine komplette Gruppe mit dem Trampolin vertraut gemacht werden und ist mehr als ein Trampolin in der Turnhalle verfügbar, so kann folgender Geräteaufbau benutzt werden:
„Das Springen im Strom“
Die Trampoline werden direkt hintereinandergestellt, ohne die Weichböden dazwischen (in leichter Abwandlung zur Abbildung Aufbau in Reihe). Als Abschluss wird die Stirnseite des letzten Trampolins mit einem Weichboden auf dem Hallenboden gesichert. Vor diesen Geräteparcours wird eine Auf- & Abstiegshilfe in Form von Bank, Kasten oder Hocker gebaut. Das Springen ist mit diesem Aufbau nun „im Strom“ möglich.
Selbst mit nur einem Trampolin lässt sich etwas ähnliches umsetzen indem die Teilnehmer auf den Mattentischen starten und pro Übung jeweils aufs Trampolin gehen und anschließend die Seite wechseln. Mit diesem Kreislauf wird ein hoher Durchsatz erreicht.
Erste Tuchfühlung#
Folgende Übungsfolge eignet sich zur ersten Gewöhnung an das Trampolin. Als Orientierung für einen Parkour können die roten Linien auf dem Tuch dienen. Das äußere rote Rechteck kann als Laufstrecke dienen. Diese Strecke kann beispielsweise jeweils pro Übung zuerst mit Rotation in den Ecken und anschließend mit fester Blickrichtung geradeaus abgearbeitet werden.
Methodische Übungsreihe
Gehen über das Trampolin; vorwärts, seitwärts, rückwärts
schwebendes Gehen („auf dem Mond…“) mit betonter „Flugphase“ Aufsetzen des ganzen Fußes
„Nähmaschine“ - Kniehebelauf mit möglichst vielen und schnellen Schritten in Längsrichtung („Skippings“)
Variation A: mit betontem Anheben der Knie bis zur Brust
Variation B: im Slalom über das Gerät
Variation C: Schattenlauf (2 Personen in auf anderer Seite oder diagonal auf dem gleichen Gerät)
„Nähmaschine springend“ - statt laufend nun leicht springend über das Tuch bewegen (viele Sprünge, kurze Distanz)
Abstoppen#
Wie bereits erwähnt, sollte dem methodischen Erlernen des Abstoppens aus Sicherheitsgründen bewusst viel Zeit gewidmet werden. In der Erwärmung können bereits Kniebeuge als Bewegungsanalogie durchgeführt werden - siehe nachfolgende Bewegungsbeschreibung. Die anschließend beschriebenen Übungen eignen sich im direkten Anschluss an die erste Tuchgewöhnung.
Bewegungsbeschreibung
die Bewegung gleicht einer Kniebeuge
der Körper behält den Schwerpunkt über der Standposition, während die Knie gebeugt werden
Arme sind in leichter Vorhalte und sorgen für zusätzliches Gleichgewicht
die Beinmuskeln nehmen die meiste Energie auf
wichtig für spätere Wettkämpfe: Abstoppen aus Arbeitshöhe ohne nochmal mit den Füßen abzuheben
Methodische Übungsreihe
Kniehebelauf in Vorwärtsbewegung; nur die Beine bewegen sich, der Oberkörper sollte statisch auf einer Höhe bleiben
Variation A: Reiten auf einem Esel, Pferd oder ähnlichem; angedeutete leichte Hock-Steck-Sprünge
Variation B: beidbeiniges Federn in Vorwärtsbewegung - Froschsprünge
„Buckelpiste fahren“ - auf dem Kreuz niedrigstehend beidbeinig federn und mit den Füßen links/rechts oder vor/zück wechseln, Oberkörper bleibt auf Position
in der Mitte des Tuches hochspringen und auf Klatschsignal oder Zuruf stoppen (Signal am höchsten Punkt der Teilnehmenden geben)
Variation A: bewusst nach vorne springen und dann stoppen
Variation B: Blick zur Längsseite, dann leicht zur Seite springen und stoppen
Nachdem das Abstoppen erfolgreich gemeistert wurde, lässt sich das Training etwas variieren, sodass die folgenden Unterabschnitte nicht zwingend chronologisch abgehandelt werden müssen.
Dosiertes Springen#
Die nun folgenden Übungen erarbeiten das dosierte Wippen auf dem Trampolin. Das heißt, der Krafteinsatz wird ganz genau den jeweils gestellten Anforderungen angepasst. Diese Übungsformen sind besonders zum Springen im Strom geeignet.
Methodische Übungsreihe
Überqueren des Geräts von Stirnseite zu Stirnseite mit einer vorgegeben Anzahl von Sprüngen, die Arme bleiben jeweils angelegt am Körper
Variation: möglichst niedrig springen
Variation in der Anzahl der Sprünge (erst 3, dann 4…)
Stoppwettkampf-Spiel: von der Stirnseite in 3 Sprüngen bis zur vorderen roten Linie springen und mit den Zehen noch vor der Linie stoppen. Wer am dichtesten rankommt gewinnt.
Beim Springen im Strom darauf achten, dass nicht auf den Rahmen oder die Sicherheitsmatten gesprungen wird. Grundsätzlich sollten die Aktiven noch auf dem Trampolin stoppen und dann gehend das Tuch verlassen.
Gleichgewichtsübungen#
Der Gleichgewichtssinn ist eine der wichtigen Eigenschaften, die ein Trampolinturner besitzen muss. Dies kann mit einigen Übungen am Anfang geübt werden.
Methodische Übungsreihe
vor- und zurückspringen
Variation: über eine Zauberschnur springen
zur Seite springen (sinnvoll: Sicherheitsstellung auf beiden Seiten, auf dem Rahmen)
Ecken des Trampolins kennenlernen, springend
ein Quadrat oder andere Formen springen
zu zweit Formen vor-springen, der Partner springt nach
auf den Tuchmarkierungen springen
Strecksprung-Variation auf dem Kreuz
Arme in Seitenhalte an Hüfte - stabilisiert den Mittelkörper
Arme anliegend am Körper - etwas instabiler
Arme in Hochhalte („gestellt“, siehe Folgeabschnitt)
Nach dieser methodischen Vorbereitung können die Aktiven mit ihren neuen Fertigkeiten nahtlos zu den Grundsprüngen übergehen.