Einleitung#

„Ein kleiner Traum vom Fliegen…“

Mit dem Trampolin (Großgerät, Doppelminitrampolin oder Minitramp) kann sich fast jeder seinen „kleinen Traum vom Fliegen“ erfüllen. Für kurze Zeit der Schwerkraft zu entkommen und frei im Raum schwebend Bewegungserlebnisse zu haben, wie man sie sonst kaum erfahren kann, das macht die Faszination des Trampolinturnens aus.

Mit einem hohen Maß an Erfolg und vor allem Motivation werden beim Trampolinturnen die wichtigen Fähigkeiten Bewegungskoordination, Rhythmusgefühl, Raum-Lage-Empfinden und bewusste Körperbeherrschung ausgezeichnet gefördert. Im Kindesalter können die genannten Eigenschaften sehr gut spielerisch erarbeitet werden. Dabei bedarf es zuerst noch keines allzu großen Krafteinsatzes und keiner übermäßigen körperlichen Belastung. So lässt sich erklären, dass bereits im Kindes- und Jugendalter hervorragende Leistungen im Trampolinturnen erbracht werden. Die Beherrschung der labilen Bewegungszustände auf dem Trampolin schafft Voraussetzungen und erhöht die Verhaltenssicherheit in vielen anderen sportlichen Disziplinen und auch im Alltag. Die Nachgiebigkeit des an 118 Stahlfedern aufgehängten Sprungtuches verhindert stoßartige Belastungsspitzen der Gelenke und Bänder. Aus all diesen Gründen wird das Trampolin deshalb auch zunehmend in der Therapie bei Haltungsschwächen, Bewegungsstörungen oder sogar in Behindertensportgruppen eingesetzt.

Obwohl das Turnen auf dem Trampolin von einigen Pädagogen sowohl aus Unkenntnis der Methodik als auch der Organisation wegen innerhalb des allgemeinen Schulunterrichts als zu umständlich, schwierig oder sogar gefährlich eingeschätzt wird, integriert sich die Sportart in den Schulen immer mehr. Neue angemessene Methoden, die Verwendung von Weichbodenmatten an den Rahmenlängsseiten sowie spezielle Schiebematten zur Hilfe beim Erlernen neuer Sprünge und als Sicherheitsvorkehrung im Wettkampf haben aus dem einst als äußerst unfallträchtig angesehenen Trampolinturnen eine sichere, pädagogisch und psychologisch wertvolle Disziplin im deutschen Turnen gemacht. Das Üben auf dem Trampolin wird nicht als Arbeit, sondern als freudevolle, lustbetonte Betätigung empfunden.

Geschichte des Trampolinturnens#

Viele Kulturen haben immer wieder Gerätschaften entwickelt, um Menschen in die Luft zu katapultieren und ihnen eine sichere Landung auf dem Boden zu ermöglichen.

Das Trampolinturnen hat seinen Ursprung in Spanien. Dort baute im Mittelalter ein französischer Artist namens du Trampoline ein Sprunggerät, dessen unzählige Nachahmungen heute seinen Namen tragen.

In den USA bauten L. Grisworld und George Nissen 1928 ein erstes „modernes“ Trampolin. Es diente zunächst ausschließlich der Unterhaltung. George Nissen, ein Mitglied der Artistengruppe „Leonardos“, die durch ihre Vorführungen in den USA und in Mexiko auf dem Trampolin bekannt wurden, entwickelte 1939 ein eigenes Gerät und ließ es patentieren. Nissen wurde damit zum Wegbereiter des modernen Trampolinturnens. Die US Air Force sowie Weltraumorganisationen wie die NASA entwickelten Trampoline für ihre Piloten bzw. Astronauten. Medizinische Einrichtungen, insbesondere solche, die mit behinderten Personen arbeiten, entdeckten das Trampolin mit seinen Vorzügen für ihren speziellen Bereich.

Der erste Trampolinwettkampf fand 1947 in Dallas/Texas statt; 1955 wurde das erste Trampolin nach Europa (Schweiz) gebracht. Auf einem Kongress des Internationalen Turner-Bundes wurde 1959 das Trampolinturnen als selbstständige Sportdisziplin anerkannt.

Anfang 1964 ergriff der Deutsche Turner-Bund (DTB) die Initiative und lud diejenigen Verbände aus Europa und Übersee zu einer Sitzung ein, welche die ästhetisch schöne Sportart betrieben. Nachdem ein Aufnahmegesuch vom Internationalen Turnerbund (Fédération Internationale de Gymnastique, FIG) abgelehnt worden war, wurde ein eigener Verband, der Internationale Trampolinverband (Fédération Internationale de Trampoline, FIT), gegründet. Die ersten Mitgliedsländer waren: Belgien, Großbritannien, Schweiz, Niederlande, Südafrika, Luxemburg, USA und Deutschland. Heute sind dem Internationalen Verband 41 nationale Landesverbände angeschlossen.

Es folgten zahlreiche Wettkämpfe wie z.B.

1960 erste Deutsche Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften

1964 erste Weltmeisterschaften in London

1969 erste Europameisterschaften in Paris im Einzel- und Synchronturnen

Diese Meisterschaften werden seitdem regelmäßig durchgeführt, wobei die Deutschen Meisterschaften jedes Jahr und die Europa- und Weltmeisterschaften seit 1968 bzw. 1969 im Zwei-Jahres-Turnus durchgeführt werden.

Im Jahr 2000 wurde der Traum vom Fliegen endlich olympisch. Nachdem der Internationale Trampolinverband (FIT) sich aufgelöst hatte und Mitglied des Internationalen Turn-Verbandes geworden war, stand nun auch einer Aufnahme in das Programm der Olympischen Spiele in Sydney nichts mehr im Wege. Zunächst ist die Teilnehmerzahl für diese Spiele mit jeweils 12 Aktiven aus dem männlichen und weiblichen Bereich noch sehr gering ausgefallen. Doch bin ich sicher, dass sich „unsere“ Sportart in die Herzen der Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes katapultieren wird und es in der Zukunft zu einem dauerhaften Angebot der Olympioniken werden wird.

Gerätekunde#

Im Laufe der Zeit sind viele unterschiedliche Trampolintypen entwickelt worden. Die heute 4.26 m langen und 2.13 m breiten Tücher bestehen aus elastischen Nylonbändern, die miteinander verknüpft sind. Inklusive Rahmen ist das aufgebaute Gerät 5.20 m x 3.05 m groß und 1.15 m hoch.

Ältere Tücher bestehen aus Bändern, die 12 oder sogar 45 mm breit sind. Geräte neuerer Generation haben Tücher aus 4mm- und 6mm-Bändern. Zunächst wurden beide Breiten in Kombination je für Längs- und Querrichtung verwendet, doch gibt es inzwischen auch reine 4mm-Tücher. Die Versionen unterscheiden sich vor allem hinsichtlich ihrer resultierenden Wurfkraft, die immer weiter verbessert wurde.

Ergänzend ist die Rahmenhöhe des Trampolins stetig vergrößert worden, um eine größere Ausdehnung der Tücher nach unten zu erlauben. Das Tuch selbst ist an 118 Stahlfedern am Rahmen befestigt. Über den Federn ist zum Schutz der aktiven Springer eine Schaumstoffabdeckung angebracht. Fehlt diese, so sollte darauf verzichtet werden, das Gerät zu benutzen.

Weitere Unterschiede bestehen in der Art der benutzten Ständer. Ältere Geräte besitzen oft nur einfache Rollständer. Beim Aufbau des Trampolins muss dieses daher kurz angehoben werden. Neuere Modelle sind in mit Heberollständern ausgestattet, die ein Absenken des Trampolins erlauben.

Eine bebilderte Aufbauanleitung ist im Internet bei Eurotramp zu finden.

../_images/trampolin.png

Trampolin im aufgebauten Zustand, Quelle: https://www.eurotramp.com/en/products/ultimate#